Sprachliche Gleichstellung von Frauen und Männern – das „I“ im Wortinnern (Binnen-I)
Die Frage der Gleichstellung von Frauen und Männern in der Sprache oder – anders gesagt – der sprachlichen Gleichbehandlung von Frauen ist eines der zentralen Themen für alle, die sich in irgendeiner Weise mit Sprache beschäftigen. Zur Lösung dieses Problems findet sich in der Praxis häufig der Rückgriff auf ein großes I im Wortinnern. So wird beispielsweise für Lehrer und Lehrerinnen die verkürzte Schreibweise LehrerInnen gewählt. Diese Handhabung widerspricht jedoch der geltenden amtlichen Rechtschreibung, der zufolge Großbuchstaben im Wortinnern nicht gestattet sind – Schreibungen wie YouTube sind dabei natürlich gewollte Abweichungen, welche aus grafisch-gestalterischen Gründen vorgenommen werden. Wenig gelungen bei dieser Schreibweise ist darüber hinaus, dass die geschriebene und die gesprochene Sprache nicht übereinstimmen. Zudem funktioniert bei Pluralformen das große I nicht jederzeit: Ärzte und Ärztinnen etwa lassen sich aufgrund der unterschiedlichen Mehrzahlendung nicht zu ÄrztInnen koppeln. Nicht zuletzt treten weitere Probleme im Singular auf: Heißt es nun der oder die SchülerIn? Heißt es der oder die SchülerIn, der oder die versetzt wird? Und wie soll das zugehörige Adjektiv flektiert werden: gute oder guter SchülerIn?
Ein Patentrezept für diesen Themenkomplex existiert leider nicht. Möchte man der Gleichstellung der Frauen Genüge leisten, kann man sich nur für Doppelnennungen entscheiden. Diese gelten als die höflichste und eindeutigste Variante der sprachlichen Gleichstellung, werden allerdings, vor allem in gesprochenen Texten, zugleich als anstrengend empfunden. Oder aber man wählt zulässige Verkürzungen. Es kann demnach lauten: Die Schülerin und der Schüler, die/der versetzt wird oder Der/Die Schüler/-in, der/die versetzt wird oder Der/Die Schüler(in), der/die versetzt wird. Im Plural sind, abgesehen von Verkürzungen, zuweilen auch neutrale Bezeichnungen denkbar: Die Student(inn)en schreiben eine Abschlussklausur oder Die Studierenden schreiben eine Abschlussklausur.
Weitere Anwendungsbeispiele zur Geschlechtergleichstellung in der deutschen Sprache – tabellarisch:
maskuline Form | feminine Form | Kurzform mit Schrägstrich | Kurzform mit Klammern |
Arbeitnehmer | Arbeitnehmerinnen | Arbeitnehmer/-innen | Arbeitnehmer(innen) |
Bauherren | Bauherrinnen | – | Bauherr(inn)en |
Beamte | Beamtinnen | – | die Beamt(inn)en; von Beamt(inn)en |
Dozenten | Dozentinnen | – | Dozent(inn)en |
Kollegen | Kolleginnen | – | Kolleg(inn)en |
Mitarbeiter | Mitarbeiterinnen | Mitarbeiter/-innen | Mitarbeiter(innen) |
Professoren | Professorinnen | – | Professor(inn)en |
Rechtsanwälte | Rechtsanwältinnen | – | von Rechtsanwält(inn)en |
Sprecher | Sprecherinnen | Sprecher/-innen | Sprecher(innen) |