Korrektorat

Die Konjunktion „als“ und der Gebrauch des Kommas

Ein Komma muss vor der Konjunktion als eingefügt werden, wenn diese einen Nebensatz einleitet: Sie schloss die Tür erst ab, als sie alles hinausgetragen hatte. Es benötigte mehr Zeit, als zunächst angekündigt wurde. Sie waren zu beschäftigt, als dass sie dies hätten selbst erledigen können. Sie tat so, als ob sie nichts davon gehört hätte. Peter ist belesener, als sein Bruder je war. Außerdem kann nach den neuen Rechtschreibregeln vor als ein Komma gesetzt werden, wenn es vor einer Wortgruppe mit Infinitiv steht: Es ist klüger aufzubrechen[,] als noch länger hier zu bleiben. Jedoch darf kein Komma vor als in den folgenden Fällen eingefügt werden: Peter ist belesener als sein Bruder. Das ist weniger als erwartet. Ihm bleibt nichts anderes übrig als erneutes Bewerben. Schließlich kann mit oder ohne Komma eine Apposition mit als stehen: Herr Meier als Sprecher des Ministers erklärte den Vorfall vor der Presse. Herr Meier, als Sprecher des Ministers, erklärte den Vorfall vor der Presse.

„zwischen“

1. Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, Städte zwischen 60 000 und 100 000 Einwohnern: Nach der Präposition zwischen muss in solchen Fällen immer der Dativ stehen. Daher lautet es korrekt: Das Buch ist besonders für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren geeignet. Es betraf Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Thema der Konferenz war der Bildungsstand der Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren. Es handelte sich um die Steuern von Städten zwischen 60 000 und 100 000 Einwohnern. Dies steht im Gegensatz zu Sätzen wie: Die Jugendlichen waren zwischen 14 und 18 Jahre alt. Es handelt sich um die Steuern von Städten, die zwischen 60 000 und 100 000 Einwohner zählen. Denn in diesen ist zwischen keine Präposition, sondern ein Adverb. Somit nimmt es keinen Einfluss auf die Beugung des nachstehenden Substantivs Jahre bzw. Einwohner. Diese Substantive sind hier nicht von zwischen abhängig, sondern von alt sein und zählen.

2. Gegensätze zwischen den Angestellten und zwischen den Arbeitern: Bei Aussagen wie diesen kann die Wiederholung von zwischen (nach und) ganz und gar den Sinn abwandeln und zur falschen Interpretation führen. Richtig und sinnvoll ist eine solche Formulierung nur, wenn man hier Gegensätze sowohl innerhalb des Angestelltenlagers als auch innerhalb des Arbeiterlagers zur Sprache bringen will, nicht aber Gegensätze zwischen diesen beiden Lagern. Andernfalls dürfte zwischen nicht wiederholt werden, und es müsste richtigerweise lauten: Die Gegensätze zwischen den Angestellten und den Arbeitern sollen gemindert werden. Völlig sinnlos ist die Wiederholung von zwischen in Fällen wie: der Abstand zwischen diesem Spieler und zwischen dem Mitspieler oder: der Zweikampf zwischen dem spanischen und zwischen dem französischen Fußballer. Richtig ist hier nur: der Abstand zwischen diesem Spieler und dem Mitspieler und: der Zweikampf zwischen dem spanischen und dem französischen Fußballer.

Komma bei nachgestellten Erläuterungen – am Beispiel von „und zwar“, „und das“, „nämlich“

Eine genauere Bestimmung, die mit und zwar angekündigt wird, trennt man immer durch ein Komma ab: Ich werde abreisen, und zwar am Montag. Dasselbe gilt auch für alle anderen nachgestellten Erläuterungen, eingeleitet durch und das, nämlich etc. Wir müssen handeln, und das bald. Es gab nur eine Möglichkeit, nämlich fliehen.

Die Präposition „gemäß“

Sehr häufig ist zu lesen, dass die Präposition gemäß fälschlicherweise mit dem Genitiv konstruiert wird. Korrekt muss gemäß jedoch mit dem Dativ gebraucht werden. Dabei steht es zumeist nach, seltener vor seinem Bezugswort. Somit muss es lauten: seinem Willen (nicht: seines Willens) gemäß, seltener: gemäß seinem Willen.

„die Fortbildung als Ganzes“, „die ganzen/alle Tiere“ – zur Anwendung des Adjektivs „ganz“

1. als Ganzes: Möchte man etwas in seiner Gesamtheit, die natürliche Einheit einer Sache zum Ausdruck bringen, wird heute das Hauptwort das Ganze verwendet. Somit lautet es: die Fortbildung als Ganzes (nicht: die Fortbildung als ganze, unvollständig für: … als ganze Fortbildung). Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich das Ganze in der Beugung nach seinem Bezugswort richten muss. Demzufolge heißt es etwa im Dativ: von der Fortbildung als Ganzem (nicht: als Ganzes).

2. die ganzen/alle Tiere: Viele Sprecher benutzen in der gesprochenen Sprache irrtümlicherweise ganze anstelle von alle (die ganzen Tiere, Bäume, Blumen usw.). Richtig ist jedoch: alle Tiere, Bäume, Blumen usw.

Wie dekliniert man die Substantive „Magnet“, „Pilot“, „Planet“?

Die Deklination der Substantive Magnet, Pilot und Planet ist eine typische sprachliche Stolperfalle. Zunächst zur Beugung des Hauptwortes Magnet. Diese kann auf zwei unterschiedlichen Wegen erfolgen: a) Singular: der Magnet, des Magnets; Plural: die Magnete oder: b) Singular: der Magnet, des Magneten; Plural: die Magneten.

Dagegen wird an das Substantiv Pilot – abgesehen vom Dativ – die Endung -en angehängt. Somit heißt es grammatisch richtig: der Pilot, des Piloten (nicht: des Pilots), dem Piloten (nicht: dem Pilot), den Piloten (nicht: den Pilot); Plural: die Piloten. Dasselbe gilt für das Hauptwort Planet, also: der Planet, des Planeten (nicht: des Planets), dem Planeten (nicht: dem Planet), den Planeten (nicht: den Planet); Plural: die Planeten.

Sprachliche Gleichstellung von Frauen und Männern – das „I“ im Wortinnern (Binnen-I)

Die Frage der Gleichstellung von Frauen und Männern in der Sprache oder – anders gesagt – der sprachlichen Gleichbehandlung von Frauen ist eines der zentralen Themen für alle, die sich in irgendeiner Weise mit Sprache beschäftigen. Zur Lösung dieses Problems findet sich in der Praxis häufig der Rückgriff auf ein großes I im Wortinnern. So wird beispielsweise für Lehrer und Lehrerinnen die verkürzte Schreibweise LehrerInnen gewählt. Diese Handhabung widerspricht jedoch der geltenden amtlichen Rechtschreibung, der zufolge Großbuchstaben im Wortinnern nicht gestattet sind – Schreibungen wie YouTube sind dabei natürlich gewollte Abweichungen, welche aus grafisch-gestalterischen Gründen vorgenommen werden. Wenig gelungen bei dieser Schreibweise ist darüber hinaus, dass die geschriebene und die gesprochene Sprache nicht übereinstimmen. Zudem funktioniert bei Pluralformen das große I nicht jederzeit: Ärzte und Ärztinnen etwa lassen sich aufgrund der unterschiedlichen Mehrzahlendung nicht zu ÄrztInnen koppeln. Nicht zuletzt treten weitere Probleme im Singular auf: Heißt es nun der oder die SchülerIn? Heißt es der oder die SchülerIn, der oder die versetzt wird? Und wie soll das zugehörige Adjektiv flektiert werden: gute oder guter SchülerIn?

Ein Patentrezept für diesen Themenkomplex existiert leider nicht. Möchte man der Gleichstellung der Frauen Genüge leisten, kann man sich nur für Doppelnennungen entscheiden. Diese gelten als die höflichste und eindeutigste Variante der sprachlichen Gleichstellung, werden allerdings, vor allem in gesprochenen Texten, zugleich als anstrengend empfunden. Oder aber man wählt zulässige Verkürzungen. Es kann demnach lauten: Die Schülerin und der Schüler, die/der versetzt wird oder Der/Die Schüler/-in, der/die versetzt wird oder Der/Die Schüler(in), der/die versetzt wird. Im Plural sind, abgesehen von Verkürzungen, zuweilen auch neutrale Bezeichnungen denkbar: Die Student(inn)en schreiben eine Abschlussklausur oder Die Studierenden schreiben eine Abschlussklausur.

Weitere Anwendungsbeispiele zur Geschlechtergleichstellung in der deutschen Sprache – tabellarisch:

maskuline Form feminine Form Kurzform mit Schrägstrich Kurzform mit Klammern
Arbeitnehmer Arbeitnehmerinnen Arbeitnehmer/-innen Arbeitnehmer(innen)
Bauherren Bauherrinnen Bauherr(inn)en
Beamte Beamtinnen die Beamt(inn)en; von Beamt(inn)en
Dozenten Dozentinnen Dozent(inn)en
Kollegen Kolleginnen Kolleg(inn)en
Mitarbeiter Mitarbeiterinnen Mitarbeiter/-innen Mitarbeiter(innen)
Professoren Professorinnen Professor(inn)en
Rechtsanwälte Rechtsanwältinnen von Rechtsanwält(inn)en
Sprecher Sprecherinnen Sprecher/-innen Sprecher(innen)

Das Adjektiv „einzig“

Häufig findet sich in den Manuskripten meiner Kunden die Form einzigste (als Steigerung von einzig). Dies geschieht in der Absicht, besonders hervorzuheben, dass etwas tatsächlich nur einmal und nicht mehrfach vorhanden ist. Es handelt sich dabei allerdings um einen ungrammatischen Gebrauch, denn das Adjektiv einzig ist nicht steigerbar. Falsch ist also beispielsweise: die einzigste Lösung oder: das Einzigste, was ich dir anbieten kann ... Richtig dagegen ist nur: die einzige Lösung bzw.: das Einzige, was ich dir anbieten kann …

Beugung in Verbindung mit der Präposition „pro“; „pro“ und Zeitangabe

Häufig zeigt sich bei meiner Korrekturtätigkeit, dass Unsicherheit besteht, wenn es darum geht, in Verbindung mit der Präposition pro den richtigen Kasus zu benutzen. Ebenfalls Unklarheit herrscht oft hinsichtlich der Verwendung von pro und Zeitangabe. In meinem heutigen Blog möchte ich auf dieses Problemfeld näher eingehen. Zunächst wird die Beugung bei pro besprochen, woraufhin ich auf den Fall „pro und Zeitangabe“ eingehen werde.

1. Beugung: Im Allgemeinen wird die Präposition pro mit dem Akkusativ verbunden. Dies wird erkennbar, wenn vor das Hauptwort noch ein Adjektiv hinzugefügt wird, z.B.: pro verkauften Tisch, pro registrierten Bürger, pro aktiven Rentner. Hingegen ist dann, wenn das Hauptwort ohne Adjektiv steht, des Öfteren kein Kasus zu ersehen: pro Exemplar, pro Haus. Als Ausnahme sind hier Hauptwörter zu nennen, die entweder aus einem Adjektiv gebildet werden (wie die Süchtige) oder aus einem Partizip (z.B. die Genesende). Stehen diese ohne Adjektiv nach der Präposition pro, so müssen sie in der Standardsprache stets mit einer Beugungsendung versehen werden, also: pro Süchtiger, pro Genesenden.

2. pro und Zeitangabe: Die Präposition pro wird in Verbindung mit Zeitangaben im Sinne von „je, jeweils“ verwendet. Dieser Fall taucht vorwiegend in der Kaufmannssprache sowie in der Umgangssprache auf: Sie muss pro Tag (stilistisch besser: Sie muss jeden Tag) viermal mit ihrem Hund Gassi gehen. Die Inventur wird einmal pro Jahr (stilistisch besser: Die Inventur wird einmal im Jahr, jedes Jahr einmal) durchgeführt.  

Bedeutungsunterschied „anscheinend“ und „scheinbar“

Des Bedeutungsunterschieds der beiden Wörter anscheinend und scheinbar sind sich etliche meiner Kunden nicht bewusst und verwenden somit scheinbar zu Unrecht im Sinne von anscheinend. Daher möchte ich in diesem Blog den unterschiedlichen Sinngehalt beider Wörter erörtern. Das Adverb scheinbar drückt aus, dass etwas nur dem äußeren Eindruck nach, nicht aber tatsächlich so ist, wie es sich präsentiert: Die Zeit stand scheinbar still. Der Widerspruch ist nur scheinbar. Demgegenüber wird mit anscheinend die Vermutung zum Ausdruck gebracht, dass etwas so ist, wie es sich darstellt: Sie ist anscheinend im Urlaub. Anscheinend ist niemand zu Hause. Will man also eine Vermutung zum Ausdruck bringen, dann ist der Gebrauch von scheinbar nicht korrekt: Du hast das Geschenk scheinbar (statt richtig: anscheinend) vergessen mitzubringen. Heute geht scheinbar (statt richtig: anscheinend) alles schief.